31.08.2015
Der Bau ärztlicher Versorgungszentren wäre keine Aufgabe des Kreises und scheint als Nichtpflichtaufgabe derzeit eher nicht finanzierbar. Die Rolle des Landrates kann hier nur eine moderierende sein, um mit den Kommunen Druck auf das Land NRW auszuüben, das für den diesen Bereich verantwortlich ist. Hier kann sicher der Druck spürbar erhöht werden.
Um es vorweg zu nehmen: Ärztliche Versorgungszentren halte ich durchaus für ein probates Mittel, allerdings nicht in Kreisträgerschaft. Eine weitere Überlegung wäre ein sog. Landambulatorium. Lassen Sie mich aber insgesamt hierzu etwas weiter ausholen:
Im Kreis Kleve sind einige Unterstützungsprojekte angelaufen:
1. Die Aktion „Ärzte Gesucht“; eine Idee aus der Gesundheits- und Pflegekonferenz und ihren Gremien. Eine Woche lang haben hier Ärztinnen und Ärzte in der Facharztausbildung (oder bereits abgeschlossen) die Möglichkeit den Kreis Kleve kennen zu lernen. Der Kreis Kleve übernimmt hier die Kosten für Ferienwohnung und Mietwagen.
2. Das von Dr. Wolfgang Brüninghaus angestoßene Hospitationsmodell, um einen passenden Nachfolger für die Praxis zu gewinnen. Dieses Modell wurde nun vom Kreis Kleve als festes Förderprogramm aufgenommen mit einer Förderhöhe von 2.000 € pro Woche für max. 4 Wochen je Hospitant. Es wird teilweise in der Ärzteschaft als sehr kritisch betrachtet.
3. Der Hausärztliche Weiterbildungsverbund Kreis Kleve. Eine Initiative der Kreisstelle Kleve der Ärztekammer Nordrhein, dem Kath. Karl-Leisner-Klinikum und damit von 70 Klinik- und Hausärzten. Dies sollte nunmehr eine gute Grundlage sein, um im nächsten Schritt die Gründung des Vereins Hausarztakademie anzugehen, die ebenfalls von der Gesundheits- und Pflegekonferenz seit langem gefordert wird.
4. Die „Elterninitiative Kleve – Mehr Kinderärzte für den Kreis Kleve“, die speziell den kinderärztlichen Notstand im Kreis Kleve im Blick hat. Aussagen von der KVNO, wonach bis 2030 kein neuer Kinderarzt für Kleve geplant sei und Anfahrwege von 30-40 Kilometern zum nächsten Kinderarzt normal seien, sprechen wohl für sich.
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass die hausärztliche und fachärztliche Versorgung eine Gemeinschaftsaufgabe „aller Akteure“ ist. Gemeinsam müssen wir uns weiterhin um die ärztliche Versorgung im Kreis Kleve kümmern, denn unser gemeinsames Ziel sollte sein: Eine funktionierende und bezahlbare ärztliche Versorgung im Kreis! Gleichwohl stellen wir fest, dass die Bereitschaft junger Ärztinnen und Ärzte zur Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit als „Haus- und/oder Landarzt“ rapide abnimmt und immer mehr die sog. weichen Standortfaktoren wie Berufsmöglichkeiten des Lebenspartners, bei der zunehmenden weiblichen Ärztegeneration die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, kulturelle Angebote, Freizeitangebote, gute Infrastrukturen und innovative Praxismodelle in den Fokus der individuellen Entscheidungen rücken. Für diese Herausforderungen brauchen wir neue Antworten.
Eine Antwort darauf kann sein ein ärztliches/medizinisches Versorgungszentrum mit voll- und teilzeitbeschäftigten Ärztinnen und Ärzten. Ein solches Zentrum ist beispielsweise aktuell in Geldern geplant. Wichtig ist dabei, dass sog. Randzeiten abgedeckt werden, also Mittwochs/Freitags nachmittags und Wochenenddienst. Insofern ist natürlich auch die Angliederung eines ärztlichen Versorgungszentrums an ein Krankenhaus/eine Klinik denkbar, die ohnehin im Notdienstbereich immer öfter aufgesucht werden.
Eine weitere Möglichkeit sehe ich beispielsweise in einem Landambulatorium. Ein funktionierendes Beispiel zu solch einem medizinischen Versorgungsnetzwerk sehen wir hierzu in Sachsen-Anhalt. Auch hier ist Ausgangspunkt eine praktizierende Praxis/Gemeinschaftspraxis, die weitere teilzeit-beschäftigte Ärztinnen und Ärzte (Allgemein- und Fachärzte) anstellt, die dann tageweise in der einen oder anderen Praxis arbeiten. Sie rotieren zwischen den Standorten. Es gibt einen festen Plan. So wissen die Patienten, wann sie welchen Arzt in ihrem Dorf antreffen. Das bedeutet zwar mehr Fahrzeit für den Arzt, dadurch werden aber viele Patienten durch kürzere Fahrtzeiten und -wege entlastet. Randzeitbereiche, Hausbesuche usw. werden abgedeckt und ggf. auch vorhandene leer stehende Praxen in ländlichen Gebieten genutzt oder per Ärztemobil versorgt.
Ja, das ist ein guter Weg um die Situation zu verbessern. Vor allen Dingen muss das Image des Kreis Kleve verbessert werden um es für Ärzte aber auch Sonderpädagogen (siehe Inklusion) attraktiver zu gestalten, damit ein Wohnortwechsel kein Rückfall in Nachkriegszeiten bedeutet!